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EBSW - Wort auf den Weg 3/2022

„Den Weg kennt ihr“

Wohin wird das alles noch führen? So fragen sich vielleicht manche in dieser Zeit wieder verstärkt. Wohin wird der Krieg in der Ukraine noch führen? Wohin wird Corona noch führen? Wohin wird der Klimawandel noch führen? Und viele von Ihnen werden wohl noch manches aus ihrem ganz persönlichen Bereich und Erleben anfügen können, wo sie sich fragen, wohin das noch führen wird.

Interessanterweise scheint das für eines unserer Kinder im jungen Alter keine Frage gewesen zu sein. Voller Freude hat es anderen einmal erzählt, dass wir bald in den Urlaub fahren. Jemand hat zurückgefragt, wo wir denn hinfahren. Das Kind machte einen etwas irritierten Eindruck, als wäre es ihm nicht ganz verständlich, warum man so fragen kann. Nach kurzem Zögern sagte es dann: „Ich weiß nicht.“

Es wusste nicht, wo die Urlaubsfahrt hinführt, aber trotzdem hat es sich darauf gefreut. Auch auf der Fahrt hat es nicht gefragt: „Wohin fahren wir?“ Höchstens: „Wann sind wir da?“ Oder mal gejammert: „Ich kann fast nicht mehr sitzen.“ Ob es daran liegt, dass es seinen Eltern vertraut, dass der Weg, den sie es führen, an ein gutes Ziel führt? Dass es ihm für die Urlaubsfreude deshalb genug war, zu wissen: Meine Eltern sind dabei?

Und als der Liederdichterin Hedwig von Redern im Alter von zwanzig Jahren ganz unerwartet ihr Vater wegstarb und wenige Wochen später noch der Stammsitz der Familie niederbrannte und wegen Geldmangel nicht wieder aufgebaut werden konnte, da fragte sie zuerst wohl auch, wie es jetzt weitergehen und wo das hinführen sollte. Nach einiger Zeit aber hatte sie erfahren und konnte – an Gott gerichtet – dichten (EG 624): „Weiß ich den Weg auch nicht, du weißt ihn wohl; das macht die Seele still und friedevoll.“ „Du weißt den Weg für mich, das ist genug.“

Das ist zwar nicht in der Ausdrucksweise, aber in der Sache das Gleiche, wie Jesus seinen Jüngern sagt, als er ihnen ankündigt, dass er aus dieser Welt gehen wird. Da sagt er ihnen: „Euer Herz erschrecke nicht! Glaubt an Gott und glaubt an mich!“ (Joh 14,1). Und nachdem er ihnen von den Wohnungen gesagt hat, die er ihnen im Haus seines Vaters bereitet, sagt er: „Wo ich hingehe, den Weg wisst ihr.“ Man kann auch übersetzen: „Den Weg kennt ihr.“ Der Jünger Thomas widerspricht: „Herr, wir wissen nicht, wo du hingehst; wie können wir den Weg wissen?“ Jesus antwortet ihm: „Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater denn durch mich.“ (Joh 14,6).

Interessanterweise sagt Jesus nicht: „Wo ich hingehe, wisst ihr“, sondern: „den Weg wisst ihr.“ Wie bedeutsam es ist und wieviel Sicherheitsgefühl es verleiht, den Weg zu kennen, mit ihm vertraut zu sein, gerade wenn man nicht sieht, wo alles hinführt, wird man beim EBSW niemandem sagen müssen.

Und wohin führt Jesus, wenn er der Weg ist? Kurz nachdem er das gesagt hat, geht er ins Leiden und in den Tod. Ja, auch wenn wir den Weg mit Jesus gehen, kann das in Leiden und schwere Erfahrungen führen – im persönlichen Leben und in Entwicklungen in der Welt. Aber dieser Weg führt auch wieder heraus. Jesus ist auferstanden von den Toten und in den Himmel aufgefahren. Dieser Weg, Jesus, führt durch Leiden hindurch zum Vater. Wir wissen nicht, wohin alles führt. Aber wenn wir den Weg, Jesus, kennen und an ihn glauben, ihm vertrauen, dann ist das genug, damit unsere Herzen nicht erschrecken müssen und wir am Ende doch durch alles hindurch zum Vater kommen.

Ich wünsche uns allen, dass das bevorstehende Weihnachtsfest auch dazu beiträgt, einen vertieften Blick für Jesus zu bekommen und ihn immer besser zu kennen, dass wir auf diesem Weg getrost auch von einem Jahr zum andern wandern können.

Pfarrer Markus Eißler, Rohrdorf

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