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EBSW - Wort auf den Weg 1/2022

Was hat Ostern mit Säen zu tun? Auf den ersten Blick vielleicht gar nicht so viel, auf den zweiten allerdings ziemlich viel.

Ostern ist das Fest im Frühjahr in der Zeit, in der auch die Felder bestellt werden und Samen ausgesät wird. Es heißt ja schon in dem alten Volkslied „Im Märzen der Bauer die Rösslein einspannt“. Heute allerdings spannt der Bauer weniger die Rösslein für die Feldarbeit ein, als dass er sich auf seinen Bulldog schwingt und kräftig auf das Gaspedal tritt und in einem Arbeitsgang gleichzeitig fräst, sät und eggt.

Deshalb treffen wir heute auch einen Säemann, wie er auf dem sehr bekannten Bild von Vincent van Gogh zu sehen ist, auf unseren Feldern nicht mehr an. Der Säemann, der in einem umgehängten Tuch seinen Samen hat und über das Feld läuft und so in aller Ruhe und Gelassenheit die Körner in die Hand nimmt und über den Acker ausstreut, wie es Matthias Claudius in seinem Lied dichtet: „es geht durch unsere Hände, kommt aber her von Gott“ (Wir pflügen und wir streuen, EG 508).

Das Säen des Säemanns geht in der Tat nur in aller Ruhe, denn wenn er das hektisch macht, wird der Same ungleich verteilt. An der einen Stelle ist dann nichts, an der anderen zu viel.

Säen gehört zum Frühjahr – wie Ostern. Säen ist auch ein geistliches Bild, denn Jesus selbst erzählt das Gleichnis vom Säemann. Darin ist er selbst der Säemann, der den Samen, das Wort Gottes, aussät und darauf wartet, dass die Saat aufgeht und irgendwann reif wird und Frucht bringt, das heißt, dass der Mensch zum Glauben an ihn findet.

Jesus ist aber noch in einem weiteren Sinne der Säemann. Er sät nicht nur das Wort, sondern ist das Wort selbst. Und so sät er nicht nur die Worte, die er spricht, sondern sät sich selbst, sein eigenes Leben, gibt es hin aus Liebe zu dieser Welt, die ihn tötet am Kreuz auf Golgatha. So ist er selbst der Same geworden, der Same, der stirbt, um neu aufzugehen, neues Leben zu bringen, viel Frucht.

Beim Samenkorn ist es wie im Grab von Jesus, erst wenn das Samenkorn anfängt zu keimen, stirbt es langsam ab. Erst als Gott Jesus von den Toten auferweckte, war das neue Leben da und das alte vergangen. Erst wenn das neue Leben da ist und anfängt zu wachsen, stirbt das alte Korn: das neue Leben siegt über den Tod.

Jesus also ist der eigentliche Säemann, weil er selbst zum Samenkorn geworden ist, das sich hingibt, um der Welt das Leben zu bringen, das ewige Leben.

Der Maler Vincent van Gogh drückt diese theologische Erkenntnis in seinem Bild vom Säemann so aus, dass er direkt hinter dem Säemann die große tiefgelbe Sonne gemalt hat. Diese Sonne steht auf allen seinen Bildern für Ostern, für die Auferstehung. Deshalb hat van Gogh auch sehr gerne die Sonnenblumen gemalt. Diese kräftige Sonne erfüllt auf diesem Bild den ganzen Horizont mit ihrem warmen freundlichen Licht.

Dieser helle gelbdurchflutete Himmel steht auch für die Ewigkeit, die am Ende des Lebens auf dieser Welt auf uns wartet. Die Sonne berührt die Erde. An Ostern hat der Himmel die Erde berührt, das Leben hat den Tod besiegt.

Der Säemann streut weiterhin seinen Samen auf das Feld, in dem das Wort Gottes verkündigt wird, in der Hoffnung, dass dieser Same noch in vielen Menschen aufgehe und Frucht bringe – und Ostern werde. Dann erst wird es wirklich Ostern, wenn in uns die Hoffnung zur Gewissheit wird, dass wir im Glauben an den Auferstandenen auch auferstehen werden. Schenke Gott, dass dieser Same auch dieses Jahr an Ostern in unseren Herzen aufgehe.

Pfarrer Traugott Meßner, Holzgerlingen

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