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EBSW - Wort auf den Weg 3/2020

„Maria durch ein‘ Dornwald ging“ – heißt es in einem bekannten Weihnachtslied. Mit den Worten „Du hast Gnade bei Gott gefunden“ hatte der Engel Maria die Geburt ihres Kindes angekündigt. Den Heiland sollte sie unter ihrem Herzen tragen, den Retter der Welt.

Aber jetzt war der Engel wieder fort. Zurück bleibt ein junges Mädchen, mit einem Herz voller Staunen, voller Dankbarkeit, aber auch voller Angst. Was soll das für eine Gnade sein, ein Kind zu bekommen, das in den Augen der anderen als uneheliches Kind gelten wird. Wie sollte es jetzt weitergehen? Die Menschen um sie herum würden das alles nicht verstehen. Sie würden die Köpfe zusammenstecken und sich den Mund zerreißen.

„Maria durch ein‘ Dornwald ging.“ Ja, vor ihr lag ein dorniger Weg. Kennen Sie solche Zeiten voller Dornen, voller schwerer Erfahrungen in Ihrem Leben? Da wünscht man sich einen Menschen, der einen versteht und begleitet.

Aber hatte ihr der Engel nicht einen Hinweis, ein Zeichen gegeben: Auch Elisabeth, deine Verwandte, wird ein Kind bekommen in ihrem hohen Alter. Der Engel hat offenbar gewusst, dass Maria in ihrer schwierigen Lage ein solches Zeichen braucht. Auch für Elisabeth war das ja nicht einfach. Sie würde Maria vielleicht verstehen in ihrer Situation.

Deshalb macht sich Maria auf den Weg zu Elisabeth ins judäische Bergland. Kein normaler und einfacher Weg für ein junges Mädchen alleine. Aber Maria lässt sich nicht abhalten, sie lässt sich nicht beirren. Sie sucht Hilfe. Und Elisabeth empfängt das junge Mädchen mit offenen Armen. Sie sagt nicht: „Mädle, was machst denn Du für Sachen!“ Das wäre für Maria in dieser Situation schon ein Zeichen von Zuwendung und Verständnis gewesen. Da hört mir ja jemand zu und nimmt meine Ängste und Nöte ernst. Maria aber erfährt viel mehr.

„Und es begab sich, als Elisabeth den Gruß Marias hörte, hüpfte das Kind in ihrem Leibe.“ Ein ganz natürlicher Vorgang, die Bewegung des Kindes im Mutterleib wird zum Zeichen. Elisabeth bekommt von Gott den Durchblick geschenkt. Sie wird mit Gottes Geist erfüllt. Gott bestätigt durch die Worte Elisabeths, was der Engel zu Maria gesagt hat. Elisabeth wird zur Prophetin, sie bekommt einen Einblick in Gottes Plan. „Menschen, die aus der Hoffnung leben, sehen weiter. Menschen, die aus der Liebe leben, sehen tiefer. Menschen, die aus dem Glauben leben, sehen alles in einem anderen Licht“, hat der Schriftsteller Lothar Zenetti dazu geschrieben.

Manchmal schenkt Gott auch uns den Durchblick. Das rechte Wort zur rechten Zeit im Gespräch mit einem Menschen. Ein Wort, das den anderen tröstet und ihm weiterhilft.

Elisabeth war für Maria eine solche Hilfe. Und Maria antwortet, im Vertrauen, im Glauben, der aus dem Zuspruch der Elisabeth wieder neu entstanden ist.

„Meine Seele erhebt den Herrn, und mein Geist freut sich Gottes, meines Heilandes, denn er hat die Niedrigkeit seiner Magd angesehen.“

Er hat mich angesehen. Gott sieht mich ganz persönlich. Meine Not ist ihm nicht verborgen und nicht gleichgültig.

Drei Monate bleibt Maria bei Elisabeth. Beide werden sich gegenseitig zur Hilfe. Nach drei Monaten kehrt Maria wieder heim. Und für diesen Rückweg gilt dann wohl: „Maria durch ein‘ Dornwald ging, da haben die Dornen Rosen getragen.“ Rosen des Vertrauens und des Glaubens, dass Gott einen guten Weg für sie hat und auch für uns.

Kirchenrat i.R. Dr. Werner Schmückle

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© 2014 by EBSW | Zuletzt geändert am: 18.4.2024