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EBSW - Wort auf den Weg 2/2020

Liebe Leserinnen und Leser,

in der Wüste kann Gott uns begegnen. In einer Krise kann er uns wieder neu ansprechen. Vielleicht rechnen wir gar nicht damit. Vielleicht fühlen wir uns von ihm im Stich gelassen. So erlebt es Elia, der Prophet. Er ist am Ende. Er hat keine Kraft mehr. Er hat gekämpft für Gott auf dem Berg Karmel. Er hat erfahren, wie Gott gezeigt hat, wer der wahre Gott ist. Dann muss er fliehen vor der Königin Isebel. Er rennt um sein Leben, immer tiefer in die Wüste Negev. Dort legt er sich unter einen Wacholder. Seine Reserven sind aufgebraucht. Er ist müde, lebensmüde. Er kann nicht mehr und will nicht mehr. Er hat nur noch einen Wunsch: Einschlafen und nie mehr aufwachen! „Es ist genug, HERR,“ sagt er, „nimm mein Leben!“ (1. Könige 19,4) Mit diesen Gedanken schläft er ein.

Und Gott? Hört er sein Gebet? Gibt er den auf, der sich selbst aufgibt? Nein, Gott gibt Elia nicht auf. Gott gibt keinen Menschen auf. Er sieht, wenn wir am Rande sind und nicht mehr weiterwissen. Er lässt uns nicht in der Verzweiflung versinken. „Er weiß viel tausend Weisen, zu retten aus dem Tod …“ (EG 302,5)

Mitten in der Wüste, mitten in der Einsamkeit und Verlassenheit wird Elia angerührt. Plötzlich ist jemand da, der seine Not wahrnimmt. Einer, der weiß, was er braucht. Ein Engel. „Und siehe, ein Engel rührte ihn an und sprach zu ihm: Steh auf und iss!“ (1. Könige 19,5)

Als Elia die Augen aufmacht, sieht er geröstetes Brot und einen Krug, gefüllt mit Wasser. Das Elementare, um zu überleben. Das brauchen wir in der Krise: Nahrung für den Leib und zugleich Nahrung für die Seele, Nähe und Zuwendung.

„Ich möchte meinem Mann die Hand drücken können oder ihm über’s Haar streichen“, sagt mir eine 83-jährige Frau, deren Mann im Pflegeheim ist. „Ich will einfach mal wieder meine Freundin in den Arm nehmen“, meint eine sehbehinderte Frau am Telefon. Auch ich spüre die Sehnsucht nach Nähe und Berührung in dieser Corona-Krise, in der Abstand halten geboten ist.

Zugleich bin ich gerührt, wenn Überraschendes geschieht: Da liegt ein frisches Brot vor meiner Wohnungstür. Meine Vermieterin hat es gebacken. Gott sorgt, denke ich, wie bei Elia. Und er gebraucht auch uns, dass wir uns gegenseitig ermutigen: durch ein Duftöl, das uns anregt und erfrischt, durch eine schöne Musik, die die Seele beflügelt, durch ein Schokoladenherz, das dem anderen sagt: Ich hab‘ Dich lieb!

So wächst unsere Verbundenheit. So können wir einander nahe sein, auch wenn wir äußerlich Abstand halten müssen. Es sind oft die kleinen Zeichen der Liebe, die uns spüren lassen: Wir sind nicht allein.

Manchmal schickt Gott uns zur rechten Zeit einen Menschen, der uns wieder aufrichtet. Gott hat viele Engel, durch die er unsere Lebenssaiten anrühren kann. Engel, die uns sagen: Iss und stärke dich erst einmal und schlaf!

Im Schlaf lassen wir los – unsere Sorgen, uns selbst. Im Schlaf erneuern sich unsere Kräfte. Gott weiß, wie er mit Menschen in der Krise umgehen muss. Liebevoll. Geduldig. Aber auch mit Entschiedenheit.

Noch einmal wird Elia vom Engel berührt. „Steh auf und iss!“ sagt ihm der Engel zum zweiten Mal und fügt hinzu: „Denn du hast einen weiten Weg vor dir!“ (1. Könige 19,7) Elia muss zurück ins Leben. Er ist gestärkt. Jetzt kann er sich auf den Weg machen, „vierzig Tage und vierzig Nächte bis zum Berg Gottes, dem Horeb“ (1. Könige 19,8).

Ich wünsche uns, dass Gott uns in diesen Tagen neu begegnet. ER sende uns seinen Engel, der uns anrührt. ER stärke uns durch den, der „das Brot des Lebens“ (Johannes 6,35) ist, Jesus Christus. ER segne und behüte uns auf unserem Weg und leite uns durch seinen Heiligen Geist.

Ihre Susanne Thierfelder

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