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EBSW - Wort auf den Weg 2/2016

„Geh aus, mein Herz, und suche Freud in dieser lieben Sommerzeit“

Wer kennt dieses Lied nicht? Und wem geht es bei herrlichem Sommerwetter mit den wärmenden Sonnenstrahlen nicht auch so, dass es einen hinauszieht in Gottes wunderbare Schöpfung. Erst waren es die Fliederbüsche, die einen herrlichen Duft ausströmten, jetzt versprühen bei uns im Garten die Rosen ihren parfumähnlichen Duft in den verschiedensten Nuancen. Und beim Spazierengehen duftet das frisch gemähte Gras und das Heu, falls überhaupt noch die Wiesen für das Heu gemäht werden und nicht als grünes Gras in das Silo kommen oder in die Biogasanlage. Das gab es zu Paul Gerhardts Zeiten natürlich noch nicht und wäre damals auch völlig unverständlich gewesen.

Dennoch, es kommt uns angesichts dieser Jahreszeit leicht über die Lippen, was Paul Gerhardt dichtet: „Schau an der schönen Gärten Zier!“

Ja, dieses Lied passt so richtig zu einem Sommerausflug, hebt die Stimmung und es kommt wirklich Freude auf, wenn es dann auch mit der neueren, schwungvollen Melodie gesungen wird.

Der Liederdichter Paul Gerhardt muss im Jahr 1653 besonders guter Laune gewesen sein, als ihm die Inspiration zu diesen Versen zufiel, könnte man denken.

Aber das Gegenteil war der Fall. Die Stimmung im Hause von Paul Gerhardt war auf einem Tiefpunkt angelangt, als dieses Lied entstand. Es waren grundsätzlich schwierige Zeiten. Der Dreißigjährige Krieg hatte ein desolates Land hinterlassen, total zerstörte Dörfer und Städte und ausgehungerte Menschen, wenn sie überhaupt Hunger, Pest und andere Krankheiten überlebt hatten.

Die besondere Situation im Hause Gerhardt war aber die, dass eines der Kinder gerade gestorben war und seine Frau über diesem Leid schier zu zerbrechen drohte. Die Trauer über ihrem Kind wollte ihr allen Lebensmut rauben. Paul Gerhardt wollte seine Frau trösten und er machte es auf seine Weise: er dichtete für sie dieses Lied „Geh aus, mein Herz“. Damit wollte er sie nicht nur zu einem Spaziergang in Gottes schöner Natur auffordern, sondern viel mehr dazu, dass sie ihrem eigenen Herzen befiehlt, aus sich selbst herauszugehen. Er erhoffte sich von diesem Lied, dass es ihr helfen würde herauszukommen aus dem Kreis negativer Gedanken, die sie wie ein Sog immer tiefer hinunterzuziehen drohten und ihr Herz in Trostlosigkeit ersticken wollten.

Mit dieser Selbstaufforderung „Geh aus, mein Herz“ deutet Paul Gerhardt auch an, dass das eine Arbeit ist, aus einer solchen Traurigkeit wieder herauszukommen: Von selbst geht das nicht, von selbst füllt sich das Herz nicht mit dieser Freude. Diese musst du suchen, für sie musst du dich auf den Weg machen, aus dir herausgehen, den Kreis aufbrechen. Deine Blickrichtung muss eine andere werden. Sieh auf das, was Gott dir alles noch gegeben hat. Sieh die Gaben Gottes, die trotz allem und in allem Leid noch da sind, die Gott dir schenkt, damit du dich an ihnen freuen kannst!

In diesem Sinne möchte dieses Lied auch uns alle einladen, die Sommerzeit als eine Gabe Gottes anzusehen, die unser Herz erfreuen will, die uns herausholen will aus unserer Traurigkeit, aus unserem Drehen um uns selbst und unseren negativen Gedanken. So erkennen wir die Güte und Barmherzigkeit Gottes neu, die uns in der wunderbaren Schöpfung in der lieben Sommerzeit besonders sinnenfällig begegnen kann. Das Lied mit seinen 15 Strophen kann uns dafür ein guter Leitfaden sein (EG 503).

Es grüßt Sie herzlich
Pfarrer Traugott Meßner

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