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EBSW - Vortrag Prof. Spitzer beim Fachtag am 05.04.2019

„Risikofaktor Einsamkeit“

Prof. Dr. Dr. Manfred Spitzer, Ulm, hielt beim Fachtag am 5. April einen Vortrag zum Thema „Einsamkeit – Gefahren erkennen und richtig handeln“. Dr. Eberhard Grötzinger gibt die Grundgedanken des Vortrags zusammengefasst wieder:

Was Einsamkeit ist, weiß jeder. Es ist ein Gefühl, das so allgemein bekannt ist wie Zahnweh. Aber es gibt drei gesellschaftliche Trends, die schuld daran sind, dass die Gefahr, einsam zu werden, heute größer geworden ist.

  1. Es gibt immer mehr Menschen, die allein leben. Noch leben die meisten Menschen bei uns in Familien-Haushalten oder Paar-Haushalten, aber die Zahl der Single-Haushalte nimmt ständig zu.
  2. Es gibt in Europa, aber auch weltweit immer mehr Menschen, die in Städten leben, und immer weniger, die in kleinen Gemeinden leben. In kleinen Gemeinden hat man jedoch viel mehr persönliche Kontakte als in Städten. Dort lebt man eher anonym nebeneinander her.
  3. Man verbringt heute immer mehr Zeit vor einem Bildschirm oder mit seinem Smartphone und immer weniger Zeit im unmittelbaren Kontakt mit anderen Menschen. Soziales Verhalten muss man jedoch schon als Kind lernen wie Gehen, Sprechen oder handwerkliche Fertigkeiten. Man kann es nicht über Medien lernen, sondern nur im unmittelbaren Kontakt. Die übermäßige Nutzung von Medien fördert nicht soziales Verhalten, sondern führt im Gegenteil zu Vereinzelung und Ich-Bezogenheit. Es ist durch wissenschaftliche Studien nachgewiesen: Je mehr Zeit Jugendliche vor dem Bildschirm verbringen, desto weniger haben sie Mitgefühl.

Man muss freilich Einsamkeit streng unterscheiden von Alleinsein. Letzteres kann man durchaus genießen. Einsamkeit hingegen ist das Gefühl, verlassen zu werden bzw. verlassen zu sein oder von einer Gruppe ausgeschlossen zu werden.

Aus einer Gruppe ausgeschlossen zu werden, tut richtig weh. Hingegen hilft die Erinnerung an das soziale Netzwerk einer Familie oder einer Gruppe von Freunden, Schmerzen zu ertragen. Deshalb sind Krankenbesuche so wichtig.

Wenn Einsamkeit zu Depression führt, wirkt sie ansteckend. Sie macht auch den, der helfen will, hilflos. Deshalb ziehen sich viele Freunde aus Angst, selbst depressiv zu werden, zurück.

Von allen Risikofaktoren, die zu einer tödlichen Erkrankung führen können, ist Einsamkeit die wirkmächtigste, weil sie eine vermehrte Bildung von Stresshormonen im Blut zur Folge hat und dadurch z.B. das Immunsystem nachhaltig schwächt.

Was kann man gegen Einsamkeit tun? Man kann sehr viel tun! In England können neuerdings Hausärzte gemeinschaftliche Aktivitäten auf Rezept verschreiben. Junge Leute kann man gegen Einsamkeit „impfen“, indem man ihnen Dinge beibringt, die Spaß machen und in der Gruppe noch mehr Spaß machen: Musik, Sport, Theater spielen oder eine handwerkliche Aktivität. Man kann anderen Menschen etwas Gutes tun und dabei spüren, dass man gebraucht wird. Ein Spaziergang in die Natur kann therapeutisch wirken, weil man in der Natur sowohl spürt, wie klein man selber ist, aber auch, dass man ein Teil eines größeren Ganzen ist.

Mit Ratschlägen sollte man jedoch vorsichtig sein. Besser sind Anregungen, kleine „Schubser“, die vielleicht nicht sofort den gewünschten Erfolg haben, aber als Ermutigung, Kontakt mit anderen Menschen aufzunehmen, dann eventuell doch zünden.

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