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EBSW - Porträt Herbert Häußer

Ein Radler aus Leidenschaft

Herbert Häußer betreut seit 2002 die Tandemfreizeit des EBSW. In jedem Jahr freuen sich die Teilnehmer auf spannende und sportlich interessante Touren. Hier wollen wir Ihnen Herrn Häußer vorstellen.

Interview mit Herbert Häußer

Die Fragen stellte Dorothee Hahn.

Dorothee Hahn (D.H.): Herr Häußer, möchten Sie unseren Lesern etwas von sich selbst erzählen?

Herbert Häußer (H.H.): 1949 wurde ich in Backnang geboren, aufgewachsen in Unterweissach mit drei Geschwistern. Durch mein christliches Elternhaus gefördert, kam ich früh in kirchliche Kreise wie Jugendgruppen, Posaunenchor, Kirchenchor. Ausbildung als Schreiner, danach habe ich zwei Jahre in dem Beruf gearbeitet.

Mit Beginn meines Architekturstudiums lebte ich in Stuttgart. Dort wurden auch meine drei Kinder geboren. 1986 zog ich mit meiner jungen Familie wieder in das Weissacher Tal nach Cottenweiler. Bis heute lebe ich noch dort, betreibe mein Architekturbüro und spiele im Allmersbacher Posaunenchor Bassposaune.

D.H.: Das Radfahren gehört zu Ihren bevorzugten Hobbys. Gibt es dafür einen besonderen Grund?

H.H.: Neben meiner Arbeit als freier Architekt war ich immer von den Bereichen Musik und Sport begeistert. Ursprünglich habe ich den Radsport nur als Fitnesstraining für den Motorradsport betrieben. Ich bin acht Jahre lang Endurorennen (Motorrad-Geländerennen) in ganz Europa gefahren.

Motorrad fahre ich jetzt nur noch, um von A nach B zu kommen. Ich bin in einer Radsportgruppe, die sich regelmäßig zum Radeln trifft, auch zu Mehrtagestouren in den Alpen. Seit vielen Jahren arbeite ich auch in der Vorstandschaft des Radsportvereines Unterweissach. Dazu gekommen ist meine Begeisterung für den Skilanglauf.

D.H.: Seit 2002 leiten Sie die Tandemfreizeit des EBSW. Wie sind Sie zu dieser Aufgabe gekommen?

H.H.: Wir hatten in unserem Verein ein Projekt „Tandem“ gegründet. Ich kaufte einen Rahmen, und mit meinen Radfreunden haben wir aus abgelegten Teilen ein Tandem aufgebaut.

Irgendwie hat der große Kümmerer der EBSW-Tandemgruppe, Dieter Ott, von unserem Projekt erfahren. Er kam ein paarmal zu mir, um Tandem zu fahren. Dann fragte er mich, ob ich die Tandemgruppe betreuen könne. Ich müsse mich nur um die Strecken kümmern.

Das war zunächst auch so. Natürlich hat sich das inzwischen etwas ausgeweitet. Es hat mir aber große Freude gemacht, mit den Leuten Tandem zu fahren.

D.H.: Was gehört zu Ihren Aufgaben, und wie bereiten Sie sich auf die Tandemfreizeit vor?

H.H.: Mit dem Geschäftsführer spreche ich zunächst unseren Standort ab. Manchmal fahre ich auch hin (Motorrad), um das Gebäude anzusehen und mich mit der Umgebung vertraut zu machen. In Städten mit der Tandemgruppe zu fahren, ist oft sehr kompliziert. Eine Gruppe mit acht Tandems muss sehr vorausschauend geführt werden. Wenn wir in Gaststätten einkehren, kommen da mit einem Schlag 16 Personen. Bisher sind wir von allen Wirtsleuten sehr zuvorkommend bedient worden.

Meine Hauptarbeit ist die Streckenplanung. Wenn wir mal auf dem falschen Weg sind, kann nicht so einfach gewendet werden. In der Regel sind wir ja ein „Wurm“ von 40 bis 50 Metern. Wenn wir wieder zuhause sind, gilt es, am besten sofort, die Tandems zu reinigen, auf Defekte zu überprüfen und, soweit nötig, zu reparieren. So sind die vier Tandems des EBSW jederzeit startklar.

D.H.: Sie sind mit blinden und sehbehinderten Menschen unterwegs. Gibt es da bestimmte Anforderungen, die Sie bei Ihren Planungen beachten müssen?

H.H.: Meinen ersten Lacher hatte ich mit meiner Aussage: „Das werden wir schon sehen, wie wir das machen!“ Beim Radeln habe ich nichts zu beachten, was nicht auch für sehende Menschen gelten würde. Wichtig ist es, die Landschaft, die Gegebenheiten wie Kurven, schlechte Straßen oder sonstige Besonderheiten zu erklären.

Manche Sehbehinderte genießen die Geschwindigkeit, andere sind ängstlicher. Der Unterschied zeigt sich erst, wenn wir anhalten. Dann müssen die Leute begleitet werden, insbesondere in fremdem Gelände. Immer wieder bin ich erstaunt, wie schnell sich die sehbehinderten Leute in unseren Unterkünften zurechtfinden.

D.H.: Was bedeutet es für Sie persönlich, gemeinsam mit blinden und sehbehinderten Menschen etwas zu unternehmen?

H.H.: Ich hätte mir nicht vorstellen können, wie dieses Andere meinen Horizont erweitert. Aus vielen direkten und indirekten Aussagen habe ich erfahren, wie wichtig diese Unternehmungen für diese Menschen sind. Da ich mit der Fähigkeit gesegnet bin, Menschen zu führen und sportlich und technisch auf Tandems zu begleiten, engagiere ich mich hier gerne. Das ist sogar eigennützig, weil es mir große Freude macht.

D.H.: In den vielen Jahren Ihres Engagements gab es bestimmt einige erinnerungswürdige Erlebnisse. Woran denken Sie besonders gerne zurück?

H.H.: Bei meiner ersten Freizeit – Brettheim 2002 – haben wir am Schlusstag unsere Getränkerechnung aufgestellt. Jemand nannte die Einzelsummen auf zwei Kommastellen genau. Bevor das in den Taschenrechner getippt war, hatten das gleich zwei unserer sehbehinderten Koryphäen im Kopf aufsummiert. Keine einzige Summe war falsch!

Sehr schön war unsere Tandemfreizeit im Naturfreundehaus Markelfingen am Bodensee. Eine ganze Woche, jeden Abend schwimmen an unserem Bodensee-Privatstrand.

Grundsätzlich war jede Freizeit einmalig, jede hatte ihren eigenen Charakter.

D.H.: Herr Häußer, wir danken Ihnen für das Gespräch.

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